Auszüge aus Schriften von Eduardo Marx, in denen Musik sprachlich dramatisiert wird
Passagen aus dem Roman "Der letzte Engel" (Ullstein 1998):
"Ein leichtes Pulsieren der Kontrabässe begann, bedrohlich, Holzbläser stotterten einen Walzerrhythmus, doch alles war verhüllt, Andeutung, Flöten legten milchige Schlieren darüber, sie wurden zu wogenden Schleiern, und hier und da gab es kurze Einblicke in einen fernen Saal, wo prachtvoll ein Walzer getanzt wurde. Langsam kam es näher, das Fest, Lichter des Saales funkelten kurz, Harfen fächerten zauberhaft wie geschwungene Ballkleider, und als seien es Vorhänge, die aufgezogen wurden, lichtete sich der musikalische Nebel, die elegante Walzermelodie wurde vernehmlicher – und dann, wunderbar stand er da, der Ballsaal, in unermesslicher Pracht, glitzernde Kronleuchter erleuchteten ihn, und auf dem königlichen Parkett kreisten die Paare, elegant, festlich stolz in fließenden Wogen, eine einzige edle Pracht." (S. 47-48)
"Immer öfter erschütterten Einbrüche das Walzergeschehen, doch unbekümmert, mit besonderer Eleganz federten die Tänzer die Attacken ab, ja, der Tanz steigerte sich sogar, schneller wurde er, prachtvoll, elegant nach wie vor, und noch stärkere Erschütterungen hervorrufend, manchmal war es, als würde ein Ungeheuer zupacken, ja zuschnappen, entsetzlich die gegenseitige Steigerung, je schneller der Walzer, desto heftiger die Attacke, schärfer, fast unrhythmisch. Die Tänzer drehten sich, mit panischer Lust, taumelnd fast, und in edler Haltung, es war die Sucht nach dem Untergang, die hier getanzt wurde, immer gewalttätiger zerhackten die Attacken das Walzergeschehen, bis schließlich das Chaos von einem lauten plötzlichen Endknall verschluckt wurde." (S. 49-50)
Passage aus der Dissertation "Heidegger und der Ort der Musik" über das Adagio aus Beethovens Sturm-Sonate (Königshausen & Neumann 1998):
"Dass das Lied, welches das Fest ist, rechnerisch besehen, nur kurz dauert (zweimal acht von 103 Adagio-Takten), widerspricht also nicht seinem Wesen als "Bleibendes". Solches ist es nämlich nicht aufgrund der rechnerischen Länge, sondern insofern es alles auf sich als Anfang und Ende versammelt, und d.h. Ort ist. Das Lied "weilt" bleibend, indem es der Ursprung ist, aus dem das Ganze entspringt und in den es zurückkehrt." (S. 95)
Publikationen von Eduardo Marx, in denen die Musik, insbesondere die Klaviermusik, ein zentrale Rolle spielt:
Eduardo Marx, Der letzte Engel, Ullstein Berlin 1998
Eduardo Marx, Das Tor zum dunklen Licht, Ullstein 1999
Eduardo Marx, Heidegger und der Ort der Musik, Würzburg 1998 (Dissertation)